Der offene Brief des DRB ist schon starker Tobak. Er wirft den Vertretern der Gegenseite vor, postfaktisch zu argumentieren, sich selbst sieht er auf der guten, also faktischen Seite. Wer es nötig hat, mit dieser Prämisse seine Argumente aufzubauen, verfälscht mit Absicht das Wesen des demokratischen Wettstreits, so als habe er die allein die Wahrheit gepachtet. Im dritten Abschnitt beansprucht der DRB, er habe alles in seiner Macht stehende getan, das Mannschaftsringen zu beleben, im Gegenteil zu den Behauptungen seiner Kritiker! Diese Behauptung ist postfaktisch, wie jeder Ringkampfsportbegeisterte an den dramatisch abnehmenden Zahlen der Bundesligavereine in den letzten Jahren sich selbst überzeugen konnte. Die relevanten Fakten des DRB gegen eine Ausgliederung der ersten Liga beziehen sich nicht auf eine Durchleuchtung der Struktur und eines möglichen Strukturdefizites, sondern werden sachfremd mit der Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung begründet. Ich habe noch nirgends gelesen, dass die Verantwortlichen der DRL sich dagegen ausgesprochen hätten. Auch kann ich nicht erkennen, dass bei einer anzustrebenden Zusammenarbeit „die Steuerung der Spitzenringer und die verantwortungsvolle Heranführung des Nachwuchses …… unmöglich werden. Diese Hypothese ist durch nichts belegt, die möglich negativen Folgen aber mit dem Drohbild einer ausbleibenden öffentlichen Förderung emotional untermauert. Ist das nicht eine postfaktische Argumentation? Es könnte ja auch das Gegenteil eintreten. Für den DRB ist das Aushängeschild Bundesliga nur ein Aspekt seiner Aufgaben. Richtig! Aber das Aushängeschild schreit förmlich nach Veränderungen. Warum nur werden ernstgemeinte und kompetente Versuche, eine Änderung zu wagen, abgebügelt? Demokratie lebt nicht von einer Wahrheit, sondern vom Wahrheitspluralismus. Den Kompromiss zu suchen, ist ohne Zweifel anstrengend, da es auch immer um die Erhaltung oder Gewinnung der Deutungshoheit geht. Aber alle denkbaren Alternativen sind noch unerfreulicher. Denn das Gegenteil von postfaktisch wäre totalitär (Alexander Grau).