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Tampere 2017 Jun

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Ringen / Junioren-Weltmeisterschaften in Tampere (FIN) – Zusammenfassung

 

Tampere – Die Weltmeisterschaften der Junioren 2017 sind Geschichte,

Tampere war nach den Europameisterschaften der Männer und Frauen 2008, auch

diesmal ein hervorragender Gastgeber. Doch nicht nur das 'Drumherum'

stimmte im riesigen Messe- Sport und Ausstellungszentrum, sondern vor allem

auch die Leistung auf der Matte. Was hier die 'Generation 2020' auf den 4

Ringermatten des deutschen Herstellers Foeldeak zeigte, war durchaus Ringen

vom Allerfeinsten.

Stand vor allem der griechisch-römische Stil zuletzt in der Kritik, fehlte

vielen Insidern und Fans die Bodenrunde für mehr Aktionen und Wertungen.

Auch in Tampere mussten oftmals die Kampfrichter mit

Passivitätsverwarnungen über Sieg und Niederlage entscheiden. Aber es wurde

auch ein Trend zu mehr offensiver Kampfesweise sichtbar. Belehrten doch die

beiden Finalisten der Kategorie bis 74 kg alle Kritiker eines Besseren,

Kamal Bey (USA) und Akzhol Makhmudov (KGZ) warfen ihr gesamtes Können in

dieses Duell, kein Stillstand, kein Abtasten, ein Kampf, der die vielen

anwesenden Fans mit der Zuge schnalzen ließen. Kurz vor der Pause zog sich

der Kirgise eine schmerzhafte Rippenverletzung zu, kämpfte mit einigen

Unterbrechungen bis zum Ende weiter und hatte dabei selbst Siegchancen. Der

US-Boy mit dem besseren Ende für sich, wurde mit 16:11 Punkten neuer

Weltmeister. Doch statt ordentlich abzufeiern, half er dem angeschlagenen

Kontrahenten auf die Beine und ließ sich gemeinsam mit dem Kirgisen Arm in

Arm für diesen grandiosen Fight feiern, was die sachkundigen Finnen, aber

auch die anderen Zuschauer aus aller Herren Länder anerkannten.

 

Die deutschen Griechisch-Römisch-Spezialisten ließen hingegen die Techniken

zu oft in der Trickkiste, suchten den Sieg über den Kampf, einzig Karan

Mosebach (74 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) packte da ab und an einen Wurf

aus. Doch wurde gerade er aus deutscher Sicht zur tragischen Figur des

Turnieres, als der Hauptkampfrichter seinen Sturmlauf über die

Hoffnungsrunde in Richtung kleines Finale stoppte.

Mosebach führte bereits klar in seinem zweiten Hoffnungsrundenduell gegen

den Aserbaidschaner Nasir Hasanov, als der DRB-Weltergewichtler einen

Angriff aus der Mattenfläche ins Aus startete und dafür vom Kampfgericht 4

Punkte zugesprochen bekam. Die Ecke des Aserbaidschaners forderte den

Videobeweis, wollten dem deutschen Ringer nur zwei Punkte zugestehen. Doch

Hauptkampfrichter Mohamed Kamil Bouaziz (TUN) gab zur Verblüffung aller,

vier Punkte für Hasanov und kippte damit den gesamten Kampf. Mosebach

setzte alles auf eine Karte, doch Nasir Hsanov konterte geschickt zum

13:9-Endstand.

„Ich bin total traurig, war eigentlich auf der Gewinnerstraße“, konnte

Karan Mosebach die Wut über das Fehlurteil kaum unterdrücken. Auch

Bundestrainer Maik Bullmann stocksauer, fing sich bei seinen Protesten gar

eine gelbe Karte ein. „Das waren vier Punkte für den Aserbaidschaner, der

gar nichts dafür konnte und selbst die Aserbaidschaner haben die Situation

zu unseren Gunsten gesehen“, so der Bundestrainer wütend. Auch

DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis war enttäuscht vom Fehlurteil, dass

trotz mehrfacher 'In Augenscheinnahme' des Videos bestehen blieb. „… Karan

hat ein stark gerungen, für dieses Ergebnis kann er nichts“.

 

Karan Mosebach bezwang am Morgen den Moldawier Victor Buzu mit 4:0 Punkten,

unterlag danach jedoch den stark aufringenden US-Boy Kamal Bey, der den

Sprung ins Finale schaffte und am Abend auch Weltmeister wurde. Damit

konnte Karan Mosebach in der Hoffnungsrunde neu ins Kampfgeschehen

eingreifen. Im ersten Duell bezwang er Pilkon Bong (KOR) mit 3:1 Punkten

und im zweiten Hoffnungsrundenkampf eigentlich auch den Aserbaidschaner

Hasanov – wenn da der tunesische Hauptkampfrichter nicht gewesen wäre…

 

Doch am gleichen Abend dann das herbeigesehnte, erlösende Edelmetall für

die deutschen Ringer. So stand zum Auftakt der Griechisch-Römisch-Kämpfe

nur Jan Zirn (96 kg/KG Baienfurt) als einziger DRB-Starter im kleinen

Finale um Bronze, wo er den Griechen Michail Iosifidis zum Gegner hatte,

den er mit 4:2 bezwang. Ein schnell vorgetragener Angriff des

DRB-Halbschwergewichtlers entschied das Duell.

Am Vormittag setzte sich Jan Zirn gegen Markus Ragginger (AUT) knapp mit

2:2 Punkten durch, wobei er sich gegen den jungen Österreicher, der im

Vorjahr Vizeweltmeister der Kadetten war, etwas schwer tat. Danach unterlag

Jan Zirn im Viertelfinale gegen Vladen Kozliuk (UKR). Der Ukrainer kämpfte

sich ins Finale und der Deutsche Meister katapultierte sich mit seinem

3:1-Punktsieg in die Hoffnungsrunde gegen Janko Ivetic (SRB) ins kleine

Finale. Dort gewann der Württemberger gegen Michail Iosifidis die

umjubelte WM-Bronzemedaille.

 

Ohne Sieg blieb Andrej Ginc (60 kg/SAV Torgelow), der ein schweres Los

gezogen hatte und gleich gegen den späteren Finalisten Keramat Abdevali

(IRI) unterlag. In der Hoffnungsrunde kam er mit dem drahtigen Hassan

Mohamed (EGY) nicht zurecht, fand kein technisches Mittel und schied nach

knapper Niederlage endgültig aus dem Titelrennen aus.

 

Am letzten Wettkampftag der Junioren-Weltmeisterschaften in Tampere (FIN)

lagen die Hoffnungen noch einmal auf den Schultern von Arian Güney (84

kg/KSV Ispringen) und Franz Richter (120 kg/AVG Markneukirchen).

Arian Güney fand gegen den kräftigen Rumänen Nicu Ojog kein Mittel, am Ende

entschied der Kampfrichter mit jeweils einer Passivitätsverwarnung an jeden

der beiden Athleten das Duell. Da der Rumäne damit die letzte Wertung

erhielt, wurde sein Arm zum Zeichen des Siegen vom Unparteiischen gehoben.

Ojog kämpfte sich noch bis ins kleine Finale um Bronze, doch das reichte

Güney nicht, um noch über die Hoffnungsrunde erneut ins Kampfgeschehen

eingreifen zu können.

Mit nur 103 kg gehört Richter zu den Leichtgewichten unter den schweren

Jungs. Gegen den Armenier David Ovasapyan, der volle 120 kg auf die Waage

brachte, lag Franz Richter nach der ersten Runde mit 0:7 zurück. Doch der

Armenier wurde müde und der AVG-Ringer schaffte es noch, auf 4:7 Punkte

heran zu kommen. „Hätte er die Aufholjagd etwas eher gestartet...“, ließ

Bundestrainer Maik Bullmann den Ausgang des Kampfes dann offen, denn

Ovasapyan war stehend KO. Da der Armenier im Viertelfinale unterlag und

damit das Finale verfehlte, war für Franz Richter das WM-Turnier beendet.

 

*Freistilringer starteten mit 2 fünften Rängen *

 

Gleich zum Auftakt der Junioren-Weltmeisterschaften von Tampere,

ermittelten die Freistilringer ihre Titelgewinner. In dieser Stilart

dominierten vor allem die US-Ringer, die allein drei Weltmeistertitel, drei

Silber- und eine Bronzemedaille gewannen. Der Luckenwalder Ilja Matuhin (96

kg) machte gleich am ersten Wettkampftag von Tampere ein großes Turnier,

bezwang in der Qualifikation den Bulgaren Anton Zlatkov durch technische

Überlegenheit vorzeitig. Im Achtelfinale schickte er Nishan Randhava (CAN)

mit einer 3:10-Niederlage zurück in dessen Ecke. Erst im Viertelfinale

wurde Ilja Matuhin vom Georgier Givi Matcharashvili gestoppt, der das

Finale erreichte. Damit kämpfte der Luckenwalder in der Hoffnungsrunde

weiter, wo er sich mit einem Sieg über Ishiguro Takashi (JPN) für das

kleine Finale um Bronze qualifizierte. Dort wartete mit dem US-Ringer

Kollin Moore ein starker Konkurrent, der an diesem Tag nicht zu bezwingen

war. Platz 5 damit für Ilja Matuhin, dem Bundestrainer Jürgen Scheibe eine

starke Turnierleistung bescheinigte.

 

Johann Steinforth (74 kg/Roter Stern Sudenburg) verlor seinen Auftaktkampf

gegen Veer Gulia (IND) mit 2:6 Punkten und schied aus dem Titelrennen nach

dem Achtelfinale aus. Am Mittwoch-Vormittag sorgte Dimitri Blayvas (84

kg/SV Halle) mit seinem Schultersieg über Adrian Grosul (MDA) für Jubel im

deutschen Lager. Doch gegen Osman Gocen (TUR) hatte Blayvas nach einem

klaren 0:10 das Nachsehen. Gespannt erwartete man auch den Auftritt von

Horst Lehr (50 kg/VfK Schifferstadt), nachdem der Schifferstädter vor einem

Monat bei den Europameisterschaften in Dortmund Bronze geholt hatte. Nach

den Titelkämpfen von Dortmund, die er mit dickem Knie absolvierte, wurde

Horst Lehr operiert. "Er war noch nicht zu 100 Prozent fit, dennoch wollten

wir es versuchen und fast hätte es ja auch geklappt", so Jürgen Scheibe,

denn gleich in der Qualifikation traf der Schifferstädter auf einen dieser

stark aufringenden US-Boys. Gegen Malik Heinselmann unterlag Horst Lehr

denkbar knapp mit 4:5 Punkten. Da alle Kontrahenten der DRB-Freistilringer

im weiteren Turnierverlauf Niederlagen quittieren mussten und damit das

Finale verfehlten, blieb Steinforth, Blayvas und Lehr der Weg über die

Hoffnungsrunde verwehrt.

 

Dagegen ließ Ramzan Awtaev (55 kg/TV Essen-Dellwig) mit seiner

Turnierleistung aufhorchen, der im Achtelfinale den Schweizer Nino Leutert

mit 10:0 auspunktete. Im Viertelfinale traf Awtaev auf Roman Hutsuliak

(UKR) den er in einem spannenden Duell ebenfalls bezwingen konnte und sich

damit ins Halbfinale katapultierte. Dort lieferte er Ismail Gadzhyev (RUS)

einen großen Kampf, unterlag jedoch mit 3:8 Zählern und stand damit im

Kampf um Bronze. Dort traf er auf Arsen Harutyunyan (ARM), gegen den er

über die volle Kampfzeit ging, eine hohe Niederlage jedoch nicht verhindern

konnte. Platz 5 am Ende für Ramzan Awtaev, dem Bundestrainer Jürgen Scheibe

ebenfalls ein gutes Zeugnis ausstellte. Mit zwei 5. Rängen beendeten die

DRB-Freistilringer die Kämpfe in Tampere, ein Ergebnis dass für die Zukunft

optimistisch stimmt, zudem Horst Lehr, Dimitri Blayvas und Ramzan Awtaev

noch ein weiteres Jahr im Juniorenbereich kämpfen können.

 

Auch die DRB-Ringerinnen blieben in Tampere ohne Medaille, dennoch war

Bundestrainer Rainer Kamm nicht unzufrieden, denn seine junge Riege

überzeugte vor allem kämpferisch. So Ellen Riesterer (48 kg/SC Isaria

Unterföhring), die in der Qualifikation die keineswegs schlecht ringende

Argentinierin Evelin Sosa mit 10:0 auspunktete. Nichts für schwache Nerven

war das Achtelfinalduell der DRB-Ringerin gegen Yumei Zhong. Nach ständig

wechselnder Führung lag die Chinesin kurz vor dem Ende des Kampfes in

Führung, als die Kampfrichter das Ziehen am Kopfschutz der deutschen

Ringerin mit einer Verwarnung bestraften, die zwei Punkte für die deutsche

Ringerin brachte. Damit lag Ellen Riesterer mit 12:11 vorn und es gelang

ihr, diesen Punktstand über die restlichen Sekunden zu retten. „Die

Verwarnung an die Chinesin kurz vor Kampfende mutet hart an, doch hätten

die Kampfrichter auch zweimal auf Schultersieg für Ellen Riesterer votieren

können“, sah es DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis als ausgleichende

Gerechtigkeit an. Im Viertelfinale ließ Ellen Riesterer erneut einen Krimi

folgen, ihre Kontrahentin Sarra Hamdi (TUN) war physisch stärker und setzte

sich letztendlich mit 6:2 Punkten durch. Da die Ringerin aus Tunesien das

Finale verfehlte, konnte Ellen Riesterer auch nicht in der Hoffnungsrunde

erneut in die Kämpfe eingreifen.

 

Mit Debora Lawnitzak (SV Luftfahrt Berlin) trat eine Ringerin aus dem

Bundes-Leistungszentrum Frankfurt(O.) auf die Matte. Gegen Ayse Vatansever

(TUR) musste die WM-Fünfte des Vorjahres allerdings eine 1:6-Niederlage

quittieren und schied aus, da die Türkin das Finale verfehlte. Auch Ayse

Vatansever ist kein unbeschriebenes Blatt, die Kontrahentin von Debora

Lawnitzak kämpft seit 2012 bei internationalen Meisterschaften beständig im

Medaillenbereich.

Die größten Medaillenhoffnungen ruhten auf den Schultern von Elena Brugger

(55 kg/TuS Adelhausen), die im Vorjahr in Macon (FRA) WM-Bronze gewann,

2016 Europameisterin wurde und auch vor einem Monat in Dortmund erneut

EM-Bronze bei den Juniorinnen gewann. Das Los bescherte der DRB-Ringerin

die frischgebackene Vize-Europameisterin Viktoria Vaulina (RUS), die schon

2015 bei den Kadettinnen WM-Gold gewinnen konnte. Elena Brugger verlor das

Duell gegen die russische Ringerin und schied damit aus dem Titelrennen

aus.

Auch Annika Wendle (51 kg/ASV Altenheim) bestritt nur einen Kampf, den sie

gegen Nao Taniyama (JPN) mit 0:10 Punkten verlor. Die EM-Fünfte Theresa

Edfelder (SC Anger) startete im Limit bis 67 kg und feierte im Achtelfinale

einen 6:3-Punktsieg über Devi Pooja (IND). Im Viertelfinale unterlag die

DRB-Ringerin gegen Meerim Zhumanazarova (KGZ) mit 0:10 Punkten, damit

schied Theresa Edfelder aus dem weiteren Turnierverlauf aus, da die

Ringerin aus Kirgisien das Finale nicht erreichte. Wie schon bei der

Heim-Europameisterschaft, so reiste Bundestrainer Rainer Kamm mit seiner

'jungen Damenriege' durchaus zufrieden nach Hause, sieht der erfahrene

Coach durchaus Potential in seiner Mannschaft.

 

Die kommenden Höhepunkte sind die Weltmeisterschaften der Männer und Frauen

in Paris (FRA) vom 21.-27. August, die Kadetten treten danach bei ihren

Weltmeisterschaften vom 4.-9. September in Athen (GRE) auf die Matte,

während die U-23 die internationale Meisterschaftsrunde des Jahres 2017 mit

den erstmalig auszutragenden Weltmeisterschaften in dieser Altersklasse vom

21.-26.11. im polnischen Bydgozsz beenden.

 

jr

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